Warum Robinie

Auf der suche nach einem Holz, dass ich für meine Skulpturen verwenden wollte, stellte ich fest, dass hinter jeder Baumart, der bei uns in Europa wächst, mit einer Geschichte verbunden ist. Einen Baum zu finden der geschichtlich unbelastet ist und der weder einen Symbolcharakter aufweist war fast unmöglich. Ich wollte ein Holz verwenden das haltbar ist. Das es von Schädlingen nicht befallen wird und das die Maserung durch Verwachsungen unterbrochen wird.

Die Eiche erschien mir sehr haltbar wird aber in der Geschichte sehr oft symbolisch verwendet so auch der Lindenbaum der sich sehr gut verarbeiten läst sowie die Pappel die aber von Schädlingen schnell befallen wird. Bei jeden Baum den ich untersuchte und nach deren Geschichte ich recherchierte fand ich immer Symbolische Inhalte die nicht zu den Umsetzungen meiner Arbeiten passten. Oder die Geschichten waren zu prägend das sie Inhaltlich nicht zu meinen Themen vereinbar waren. Einen Baum der keine Symbolische oder literarische Vergangenheit besitzt war nicht zu finden.

So stieß ich auf die Robinie und war begeistert über dieses wunderbare Gewächs das alle die Eigenschaften besitzt, dass ich gesucht habe. Das Holz des Baumes ist ausgesprochen haltbar, sehr widerstandsfähig mit Verwachsungen die wunderbar in die gestalterische Arbeit einbezogen werden können. Das Holz hat keine Geschichtliche Vergangenheit und ist relativ geschichtlich unbelastet. Die Färbung des Holzes ähnelt edlen tropischen hölzern. Die Holzindustrie hat kaum dieses Holz verwendet da es durch die Verwachsungen kaum verwendet werden konnte. Der wirtschaftliche Einsatz war bestenfalls im Bergbau beschränkt oder für Zaunpfähle da das Holz selbst unbehandelt im erdreich nicht verfaulte.

Durch die Betrachtung meines Lebens und der Menschen, die mir in meinem Leben begegnet sind, beobachte ich wie unser Leben durch Narben und Falten gezeichnet wird. Unsere gelebten Jahre werden durch Narben und Falten ersichtlich. Eine Tatsache die ich mir zu nutzen mache in dem ich die Maserungen und die Risse des Holzes in die Skulpturen einarbeite. Die Risse sind unsere Wunden oder Narben und die Maserung sind unsere Falten und da Holz die Eigenschaft hat durch Luftfeuchtigkeit weitere Risse zu bekommen verändert sich die Skulptur auf die Jahre wie auch unser Leben. Mit der Zeit kommt es vor, dass sich Risse im Holz wieder schließen so verheilen auch Narben mit der Zeit. In Vergessenheit aber werden unsere Wunden niemals geraten, denn die Narben erinnern uns jeden Tag daran. Wenn wir nicht aufpassen können sie auch wieder aufbrechen.

Ich habe so das Holz gefunden das ich für meine Zwecke verwenden konnte und war sehr erfreut endlich das gefunden zu haben wonach ich so lange gesucht habe. Meine Freude wurde aber durch eine sehr nahe liegende Tatsache gedämpft, es ist das schwerste zu bearbeitende Holz das es wahrscheinlich gibt. Der Holzstaub ist giftig die Verwachsungen haben zur folge das die Statik genausten untersucht werden muss damit nicht am Ende die Skulptur auseinander bricht. So wurden langfristige Arbeitsprozesse durchkreuzt mit der Angst das eine Verwachsung doch am ende die ganze Skulptur zu Nichte macht. Da mich aber meine Besessenheit nicht abhalten konnte dem Holz das abzuringen was ich in Ihm sah entstanden so langsam die ersten Skulpturen die Sie in der Galerie sehen können.

Ich wünsche Ihnen daher viel Sinnlichkeit bei der Betrachtung und würde mich freuen wenn Sie bei einen meiner Ausstellungen vorbeischauen.


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